Geschichte der Burg Liebenstein (aus "Liebensteiner Burgnachrichten" vom 10. November 2000)
Entgegen dem bisherigen Forschungsstand muß die Existenz der Burg Liebenstein schon für das letzte Drittel des 13. Jahrhunderts angenommen werden. Bereits zwischen 1282 und 1358 werden mehrfach Herren von Liebenstein genannt. Als erster tritt uns Albrecht von Löwenstein entgegen, als am 2. Oktober 1282 die Grafen Günther und Heinrich von Schwarzburg eine Schenkung desselben in Bunstat (bei Ehrenstein) an das Kloster (Stadt-) Ilm bestätigen. Weitere Erwähnungen erfolgen 1293, 1320 und 1322 gemeinsam mit mehreren Herren von Witzleben. Dieser Umstand ist umso bemerkenswerter, als 1320 Albrecht von Lobenstein den Friedrich von Witzleben zu Elgersburg als seinen Oheim bezeichnet. Aus der Urkunde geht hervor, dass Albrech einen Bruder Diterich, sowie die Söhne Herboto, Hermann und Apetz besaß. Ein „Hermannus de Lewensteyn“ wird 1288 gemeinsam mit den Brüdern Friedrich und Herbort von Witzleben, sowie Heinrich von Witzleben erwähnt.
Auch bei Hermann von Lewenstein ist der eigenartige Umstand zu verzeichnen, dass von den zehn mir bekannten Urkunden zwischen 1288 und 1322 in welchen er auftritt, in fünf Urkunden Friedrich und Herbort von Witzleben, sowie i je einer der beiden erscheint.
Nochmals tritt ein Hermann von Lewenstein 1348 und 1350 auf. Ein Tizel von Lobenstein wird zwischen 1320 und 1343 einige Male genannt; 1349 Dietrich von Löwenstein, 1358 Dietrich von Lebenstein.
Schon aus dem oben genannten dürfte deutlich werden, dass offenbar zwischen den Herren von Liebenstein und denen von Witzleben ein Zusammenhang besteht.
1298 werden die Gebrüder Hermann und Heinrich von Witzleben erwähnt. Letzterer ist gemeinsam mit den Brüdern Friedrich und Herbort von Witzleben Zeuge in der schon genannten Urkunde von 1288, als Hermann von Lewenstein Besitz in Sundremda an das Kloster (Stadt-) Ilm vergibt. 1299 tritt auch Heinrich von Witzleben Zinsen in diesem Ort an das genannte Kloster ab. Aus den beiden Urkunden geht hervor, dass es sich dabei um schwarzburgische Lehen handelte. Noch im selben Jahr - 1299 – schenkte Graf Günther von Schwarzburg selbst den Zehnten in Sundremda an das Kloster Ilm. Als Zeuge dieser Handlung fungierten Friedrich von Witzleben und Hermann von Lewenstein.
Mit aller Wahrscheinlichkeit handelte es sich also bei Hermann von Lewenstein und Hermann von Witzleben um ein und dieselbe Person, nämlich den Bruder Heinrich von Witzlebens. Erhärtet wird diese Feststellung durch den Umstand, dass zwischen 1288 und 1320 ein Hermann von Witzleben nie alleine in Urkunden erscheint, sondern immer zusammen mit Heinrich. Der gemeinsame Name wird also nur dann gebraucht, wenn er zusammen mit seinem Bruder auftritt, während er sich sonst Hermann von Lewenstein nennt. Erst 1322 erscheint in einer Zeugenreihe einer schwarzburgischen Urkunde „Hermann och Witzeleiben“. Einen weiteren Beweis für die Verwandtschaft der Herren von Witzleben und der Herren von Liebenstein erbringt eine Urkunde aus dem Jahre 1363. In ihr bekennt „frize v. Witzleben, Ritter gesessen uf dem Huse zu dem Liebensteine“, dass ihm Graf Johann von Schwarzburg Herr zu Wachsenburg, 40 Mark I.S. Erfurtischen Zeichens gegeben habe, weil er demselben den Hof vor dem Hause zu dem Liebenstein und 4 Mark Geldes jährlich Zinsen von allen seinen Gütern zu Angelroda zu einem rechten Burggut aufgetragen habe; den Hof dürfte er nur mit Rath und Willen des Grafen von Schwarzburg verkaufen, doch soll er Macht haben dies zu thun an Titzeln von Witzleben, von dem er ihn gekauft habe.
Es ist sicher kein Zufall, dass auch der letzterwähnte Herr von Liebenstein den Namen Tizel trägt. 1358 bestätigt „Diczil von Lebenstein“, dass er von Graf Johann von Henneburg 75 Pfund Heller zu einem Burggut auf dem Hause Elgersburg erhalten hat. In den Besitz eines Teiles der Elgersburg war die Familie von Witzleben bereit vor 1297 gekommen. 1315 verpfändeten die Grafen von Henneberg einen weiteren Teil an Fritz von Witzleben. Wurde die Burg wahrscheinlich auch vor 1346 von den Grafen wieder eingelöst, so finden wir die Söhne Hermann und Fritz dennoch 1354 gemeinsam mit ihrem Vetter Tizel von Witzleben im Besitz des hennebergischen Lehngutes Sachsenroda (bei Ilmenau). Um eben diesen Vetter Tizel scheint es sich auch zu handeln, der 1358 als „Diczil von Lewenstein“ mit einem Burggut zu Elgersburg belehnt wird und vor 1363 seinen Hof in Liebenstein an Fritz von Witzleben verkauft.
Daß es sich bei diesem Wechsel des Familiennamens um kein Einzelbeispiel handelt, ist mehrfach nachgewiesen. So zum Beispiel auch die zwischen 1266 und 1388 erscheinenden Herren von Angelroda, einem Zweig der Familie von Witzleben. Wie bereits festgestellt, befanden sich die Liebenstein benachbarten Herrschaften Arnstadt und Schwarzburg im 13. Jahrhundert in den Händen der Grafen Käfernburg und Schwarzburg.